Neues Ultrafiltrations-Wasserwerk an der Kinzigtalsperre sichert Trinkwasserversorgung zwischen Main und Kinzig 💧⚡️🌱

Spitzenvertreter aus Politik und Kommunalwirtschaft haben sich am Mittwoch an der Kinzigtalsperre bei Bad Soden-Salmünster zu einem regionalen Schulterschluss getroffen. In unmittelbarer Nachbarschaft des Stausees soll ein neues Wasserwerk entstehen, das mit Ultrafiltration jährlich bis zu neun Millionen Kubikmeter Oberflächenwasser aufbereiten und so die Trinkwasserversorgung zwischen Main und Kinzig nachhaltig absichern soll. Bauherr dieses hessenweiten Modellprojekts ist der Wasserverband Kinzig (WVK), in dem Frankfurt und Hanau sowie der Main-Kinzig-Kreis vertreten sind. Ein Entwurf der Antragsunterlagen liegt dem Regierungspräsidium Darmstadt zur Vollständigkeitsprüfung vor; danach werden Unterlagen angepasst und ergänzt, bevor formell das Zulassungsverfahren startet. Die Investitionskosten für das High-Tech-Wasserwerk inklusive einer acht Kilometer langen Trinkwasserleitung belaufen sich auf rund 70 Millionen Euro; nach der behördlichen Zulassung wird umgehend mit der Ausschreibung begonnen, um eine möglichst zügige Inbetriebnahme zu ermöglichen.

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef nannte den Brückenschlag zwischen Stadt und Land: Frankfurt investiert in die Versorgungssicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen und übernimmt Verantwortung für den Zusammenhalt in der Region. Die Form der Trinkwassergewinnung aus der Talsperre sei innovativ, modern und ermögliche zudem, dem Grundwasser in kälteren Monaten Zeit zur Regenerierung zu geben. Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky betonte die Bedeutung der Zusammenarbeit der Kommunen und Kreise im WVK sowie die nachhaltige Wasserversorgung der Region bis nach Frankfurt. Der Erste Kreisbeigeordnete und Umweltdezernent Andreas Hofmann hob hervor, dass die Hälfte des aufbereiteten Wassers im Kreisgebiet verbleiben soll und das Vorhaben Grundwasserreserven entlasten könne – eine wichtige Entlastung für Fördergebiete.

Peter Arnold, WVK-Verbandsvorsteher, und WVK-Geschäftsführer Holger Scheffler erläuterten die Besonderheiten des Vorhabens: Das Wasser erfüllt eine sehr gute Ausgangsqualität, die Aufbereitung erfolgt in mehreren Stufen mit feiner Filter- und Membrantechnik, das aufbereitete Wasser wird acht Kilometer lang nach Neudorf gepumpt und dort im Sommer mit Brunnenwasser gemischt, um die Temperatur zu optimieren. Klimafest sei die Aufbereitung, weil sie auf künftig längere Trocken- und Hitzeperioden reagiere; durch die Entnahme aus dem Stausee werde ein neues Reservoir nutzbar, wodurch der Grundwasserspiegel in regenreichen Jahreszeiten schneller regenerieren könne.

Regierungspräsident Jan Hilligardt, Vertreter der Genehmigungsbehörde, versprach eine sorgfältige Prüfung und eine zügige Bearbeitung: Das Oberflächenwasserprojekt betrete in Hessen Neuland; es seien weitere Aspekte zu beachten, eine Verordnung wurde hierfür angepasst, und die Anträge würden unter Beteiligung aller Fachbehörden gründlich geprüft. Erst wenn alle Anforderungen erfüllt seien, werde das Vorhaben genehmigt.

Über den Wasserverband Kinzig: Der WVK ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, gebildet aus der Stadt Frankfurt am Main (77,9 Prozent), der Stadt Hanau (11,8 Prozent) und dem Main-Kinzig-Kreis (10,3 Prozent). Er betreibt die Kinzigstausee-Talsperre zum Hochwasserschutz und fördert über zehn Brunnen jährlich bis zu 4,55 Millionen Kubikmeter Grundwasser, das am Standort in Wächtersbach-Neudorf zu Trinkwasser aufbereitet wird.

Das Oberflächenwasserwerk im Überblick: Pro Jahr sollen bis zu neun Millionen Kubikmeter Wasser aus dem Stausee gewonnen werden (etwa die Hälfte davon für den Main-Kinzig-Kreis). Rund 75 Prozent des Bedarfs sollen weitgehend energieautark durch Wasserkraft und Photovoltaik gedeckt werden. Das Investitionsvolumen beträgt netto rund 70 Millionen Euro. Der Standort liegt seitlich der Kinzigtalsperre unterhalb der Kreisstraße K987; eine kurze Erschließungsstraße ist vorgesehen, ebenso eine acht Kilometer lange Trinkwasserleitung nach Neudorf. Die Fertigstellung hängt vom Zulassungsverfahren, Ausschreibungen und der Errichtung ab.

Meilensteine bisher reichen von 2018, als Hessens Umweltministerium das Vorhaben zum Pilotprojekt erhob und die wissenschaftliche Begleitung förderte, über externe Gutachten in 2018/2019 sowie positive Ergebnisse des Pilotversuchs in 2020/2021 bis zur Planunterlagen-Einreichung am 2. Juli 2025; das Zulassungsverfahren soll voraussichtlich Ende 2025 starten.

Die Kinzigtalsperre wurde von 1976 bis 1982 gebaut. Der Staudamm erreicht eine maximale Höhe von 14 Metern, die größte Wassertiefe liegt bei 12 Metern (Vollstau). Die Wasserfläche beträgt bis zu 125 Hektar, der Stauinhalt maximal 7,2 Millionen Kubikmeter.

Quelle der ursprünglichen Meldung: https://www.presse-service.de/meldung.aspx?ID=1198290